Geboren 1947 in Wien, lebte und arbeitete in Wien. 1970 Beginn der künstlerischen Tätigkeit. 1977-1982 Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Bruno Gironcoli. 1992/93 Lehrauftrag an der Städelschule Frankfurt/Main. Franz West verstarb am 26. Juli 2012.

Wesentliche Einzelausstellungen 2001-2011 (Auswahl)

2001 Appartement, Deichtorhallen, Hamburg; In & Out, ZKM_Museum für Neue Kunst, Karlsruhe; Gnadenlos. Merciless, Museum für angewandte Kunst, MAK, Wien; New York, Gagosian Gallery, London; Mondschein, Galerie Meyer Kainer, Wien

2002 Meublage. Musique de Meublement, Galerie Elisabeth und Klaus Thoman, Innsbruck; Franz West, Rudolf Stingel. Lemurenheim, Museum der Moderne Salzburg Rupertinum, Salzburg; Merciless, Massachusetts Museum of Contemporary Art,  North Adams; Burning, MAC - Galeries contemporaines des Musées de Marseille

2003 Whitechapel Art Gallery, London; We´ll not carry coals, Kunsthaus, Bregenz; Sisyphos: Litter & Waste, Gagosian Gallery, New York

2004 Galería Juana de Aizpuru, Madrid; Lost Eight. Franz West, Museum Moderner Kunst – Stiftung Wörlen, Passau

2005 Gagosian Gallery, Beverly Hills; Early Work: Sculpture and Collage, Galerie Nikolaus Ruzicska, Salzburg

2006 Galerie Gisela Capitain, Köln

2007 SOUFFLÉ. Eine Massenausstellung, Kunstraum, Innsbruck; Mario Sequeira Gallery, Braga; Die Macht der Frauen. Galerie Meyer Kainer, Wien

2008 Sit on my chair, lay on my bed, Museum für angewandte Kunst (MAK), Wien; Galerie Eva Presenhuber, Zürich

2009 Fondation Beyeler, Basel; Im Garten der Lüste, Belvedere, Wien; Vertonung. Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig, MUMOK, Wien; Autotheater, Museum Ludwig, Köln

2010 FischGrätenMelkStand, Temporäre Kunsthalle, Berlin; Roman Room. Gagosian Gallery, Rom; Autotheater, Museo d’Arte Contemporanea          Donna Regina, Neapel; Kunsthaus Graz

2011 Epiphanien, Galerie Meyer Kainer, Wien; Furniture, Gagosian Gallery, Athen; Der definierte Raum, Galerie Eva Presenhuber, Zürich; Galería Juana de Aizpuru (mit Wolfgang Tillmans), Madrid

 

In seinem künstlerischen Wirken wurde Franz West durch den Wiener Aktionismus geprägt. Von Bedeutung waren insbesondere die Material- und Körperaktionen Hermann Nitschs, Otto Mühls und Günther Brus'. Auch in Wests Kunstschaffen ist die Körperbezogenheit der Kunst und deren psychisches Erleben von großer Bedeutung. Schon während seiner Studentenzeit bei Bruno Gironcoli trat Franz West an seine Mitstudenten mit der Bitte heran, seine Objekte für ihn zu kolorieren. Für seine Collagen verarbeitete Franz West verschiedenste literarische Fundstücke und Ausschnitte aus Magazinen und Katalogen.

Ein weiteres wichtiges Anliegen seiner Arbeit machte Franz West 1980 mit seiner Ausstellung in der Wiener Galerie nächst St. Stephan deutlich. Um der verbreiteten Auffassung entgegenzuwirken, dass Kunst nur für Betrachtung geeignet ist, zeigte er hier erstmals sogenannte „Passstücke", die mit der Zeit einen wesentlichen Teil seines Œuvres ausmachten und zu „Inkunabeln zeitgenössischer Skulptur" wurden (FAZ, 6.7.2003). Es handelt sich hierbei um Objekte, die er aus Pappmaché, Polyester und Gips, später auch Aluminium fertigte. Diese haben die unterschiedlichsten Formen und können Verlängerungen von Körperteilen sein oder aber pseudoanatomischen Hilfsinstrumenten ähneln. Der Betrachter soll sie benutzen, an den eigenen Körper anpassen, herumtragen.

In den späten 1980er Jahren führte die Suche Franz Wests nach der Erfahrbarkeit der Kunst zu der Schaffung multipler Sitzgelegenheiten, die aus Eisen zusammengeschweißt wurden. Franz West installierte z. B. in der Ausstellung „Wegener Räume 2/6 - 5/6" in der Galerie Peter Pakesch besondere Raumkonzeptionen, in denen Sitzgelegenheiten in der Kombination mit eigentlichen Skulpturen und Collagen an die Gestaltung bürgerlicher Wohnzimmer erinnerten. Franz West versuchte in dieser und den ihr verwandten Arbeiten darzustellen, wie herkömmliche Möbel und Objekte mit ihren Formen den grundsätzlichen Verhaltensweisen des Menschen entsprechen und bestimmte körperliche Bezugnahmen suggerieren. Auch 1990, als Franz West Österreich erstmals auf der Biennale in Venedig vertrat, zeigte er ein derartiges Arrangement von „"Passstücken", Sitzgelegenheiten und Skulpturen. 1997 schuf er für die Biennale eine ähnliche Installation mit dem Titel „Heim". Es handelte sich hierbei um schrankähnliche Raumcontainer aus Spanplattenmaterial, die mit Gips überzogen worden waren und ebenfalls an konventionelle Wohnausstattungen erinnerten.

In der Ausstellung des Museum of Contemporary Art in Los Angeles (1994) blieb Franz West seinem Anliegen treu, Kunst benutzbar zu machen. Unter dem Titel „Test" stellte er auf die Skulpturen-Plaza des Museums 28 Diwane, für die Gilbert Bretterbauer die Bezüge und Polster entworfen hatte. Mit ihnen wollte West es dem Publikum ermöglichen, die Vielschichtigkeit des Ortes als Raum für Kommunikation und Begegnung und als Oase der Ruhe zu erfahren. Dieselbe Intention lag auch der Installation von Sesseln bei der Veranstaltung „100 Tage -100 Gäste" zu Grunde, die Franz West 1997 auf der documenta X in Kassel präsentierte.

Neben den „Passstücken“ und Sitzmöbeln hat Franz West aber auch immer wieder skulpturale Objekte in Zusammenarbeit mit Freunden und Kollegen geschaffen. Großplastische Arbeiten waren etwa die 1992 anlässlich der documenta IX in Kassel gezeigten Lemurenköpfe, die ursprünglich als Brückenköpfe geplant gewesen waren. Für Kassel entwickelte Franz West daraus eine ritualistische Installation für den Innen- und Außenbereich. Die Besucher der Ausstellung sollten die Arbeit an den Lemurenköpfen durch den Einsatz von Küchenabfällen und Speiseresten vollenden. 1997 stellte Franz West seine „Colabs" und „Combos" vor. Die „Colabs" entstanden ausschließlich in Kollaboration mit Künstlerkollegen, die „Combos" aus der Kombination eigener Werke von Franz West mit bereits vorhandenen Werken von anderen Kunstschaffenden.

Im Jahr 2003 belebte Franz West, der sich, so die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (6.7.2003), „schon immer über das Befreiungspathos der Aktionisten lustig gemacht" habe, die Happening-Tradition neu. „Freche Fratzen in Richtung Kunstbetrieb" schneidend, inszenierte er anlässlich einer Retrospektive im Kunsthaus Bregenz auf dessen Vorplatz ein interaktives Spektakel. Er ließ ein neues rotes Ducati-Motorrad mit laufendem Motor von einem Hubwagen in eine Wanne mit Fangoschlamm transportieren, bis es tuckernd ausging. Begleitet von Trompetenmusik und einer Stimme wurde die verschlammte Maschine schließlich auf ihren vorgesehenen Platz im Museum verbracht. Währenddessen bewarfen Assistenten von Franz West das Publikum mit Eierlöffeln voll Fangoschlamm, worauf die Anwesenden pflichtgemäß mit Beschimpfungen reagierten. Die Ducati wurde von dem Industriellen und Kunstmäzen Mick Flick bereitgestellt, der laut Vertrag das durch den mineralisierten Schlamm „aufgewertete" Gefährt nach Ende der Ausstellung zurückkaufen musste.

Längst wird Franz West in der internationalen Kunstwelt zu den ganz Großen der zeitgenössischen Kunst gerechnet, vor allem in den USA, was u. a. eine Einzelausstellung 1997 im New Yorker Museum of Modern Art belegte. Die erste umfangreiche Museumsausstellung Franz Wests in Österreich war die Einzelausstellung „Proforma" im Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig in Wien 1996, im Jahr 2001/2002 widmete ihm das Museum für angewandte Kunst in Wien eine große Retrospektive. Aus neuerer Zeit erwähnenswert ist u. a. die Ausstellung „Sisyphos: Litter & Waste" in der Gagosian Gallery in New York 2003.