Im Gespräch mit Univ.-Prof. Dr. Carl Pruscha, Vorsitzender der Kurie für Kunst von 2004 bis 2014


Ehrenzeichen wirken heute veraltet. Eine symbolische Kraft steckt trotzdem in ihnen. Warum?

Auszeichnungen sind beinahe so alt wie die Menschheit. Kennzeichnungen durch Stirnschmuck oder Körpermarkierungen wie Tattoos waren schon in der Steinzeit bekannte Formen von Mitteilungen. Später kamen bestimmte Kleiderordnungen hinzu, um Positionen und Funktionen erkenntlich zu machen. Insofern hat auch noch im vergangenen Jahrhundert die Fortführung dieser uralten Tradition für Wissenschafter und Künstler eine wichtige Bedeutung.

Was bedeuten Auszeichnung und Mitgliedschaft in einer Kurie des Bundespräsidenten in einer durch die Medien stärker als durch Wissenschaft und Kunst geprägten Gesellschaft?

Heute, in einer medial geprägten Gesellschaft, sind sichtbar zu tragende Auszeichnungen bisweilen zum Prestigeobjekt verkommen. Siehe Opernball. Unter den vielen Ordensvarianten hat das Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst eine Sonderrolle, weil es der Wahl durch die Mitglieder der Kurien unterliegt. Zu einem Zeitpunkt, da das Lebenswerk und seine Bedeutung klar erkennbar sind.

Welche Aufgaben haben die Kurienmitglieder? Auf Wunsch des Bundespräsidenten Berater zu sein? Oder sogar öffentlich die Stimme zu erheben?

Die Essenz der Bedeutung der Kurie für Kunst liegt in der Gesamtheit der Werke ihrer heterogenen Mitglieder. Dennoch sind die Mitglieder durchwegs von eminenter Individualität geprägt, weshalb sie weder zu einer gemeinsamen künstlerischen Ansicht, noch zu gemeinsamen Äußerungen zum Tagesgeschehen bewegt werden können. Ein Dialog kann dennoch sinnvoll sein, wenn es um langfristiges Denken geht. Darin erscheint auch eine Beratung mit der höchsten Position des Staates, dem Amt des Bundespräsidenten zweckmäßig zu sein..
 
 
 
 Das Gespräch führte Gerfried Sperl.