FRANZ KOGLMANN

Jazzmusiker/Komponist

Geboren am 22. Mai 1947 in Mödling. Studierte Jazz und Trompete am Prayner Konservatorium und am Konservatorium der Stadt Wien. Nach Studienaufenthalten 1972 und 1973 in New York und Philadelphia sowie nach der Zusammenarbeit mit Wiener Avantgarde-Jazzern wie Walter M. Malli, Harun Barrabas und Toni Michlmayr gründete er 1973 das Label Pipe Records, auf dem er einige Schallplatten, u. a. mit Steve Lacy und Bill Dixon, veröffentlichte. Von 1978 bis 1981 war er musikalischer Berater der Galerie nächst St. Stephan, um danach (1982) gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Ingrid Karl die Wiener Musik Galerie zu gründen, welche zahlreiche international besetzte Festivals und Workshops durchführte.

1983 veranstaltete die Galerie das dreitägige “Tatitu Tatatu”-Festival, in dessen Rahmen Koglmann seine Gruppe “Pipetet”, zu der international bekannte Musiker wie Tony Coe, Tom Varner und Peter Herbert gehören, erstmals der Öffentlichkeit vorstellte. 1984 produzierte Koglmann für sein “Pipe Label” die LP “Schlaf Schlemmer, Schlaf Magritte”, die für seine Arbeit signifikante Eigenschaften definiert: Eine freie, unakademische Synthese von Jazz mit europäischer Moderne, der Einsatz erstrangiger Instrumentalindividualisten, ein unkonventioneller Gebrauch verschiedener musikalischer Stilmittel sowie die Bezugnahme auf von Koglmann geliebte Werke der Literatur, der bildenden Kunst und des Films. Tourneen und die Gründung weiterer Ensembles (Trio “KoKoKo” ,1985, “Pipe Trio”, 1986, “Monoblue Quartet”, 1990) kennzeichneten auch die nächsten Jahre.
Von 1999 bis 2004 war er künstlerischer Leiter des Frankfurter CD-Labels between the lines.

In zahlreichen internationalen Bands konnte Koglmann, der "Master of Melancholy" (Jazzmagazin Downbeat, 1992), seine Qualität als Musiker unter Beweis stellen. Er wirkte u.a.  in der Ulrich Gumpert Workshop Band, im Trio mit Walter M. Malli und Eugene Chadbourne, im “Mitteleuropa Orchestra”, im Trio mit Lol Coxhill und Andrea Centazzo sowie im Ensemble “Tatitu Tatatu” und Georg Gräwes “Grubenklangorchester” mit.

Auszeichnungen (Auswahl)
2019 Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst
2014 Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien
2008 Ernst-Krenek-Preis
2003 Hans-Koller-Preis
2001 Preis der Stadt Wien

Werke (Auswahl)
2019 Fruits of Solitude, Chamber Jazz für Septett
2019 West of the Moon, Georg Gräwe – Franz Koglmann Quintett
2017 Liebe Sophie, für Trio, Sprecher und Symphonieorchester nach einem Text von David Schalko, Auftrag des ORF
2015 G(OOD)LUCK, Trio
2014 Join! Oper in drei Akten
2011 Identities - Ballett nach dem Roman L'identité von Milan Kundera für Tanz/Ballett
2008 Lo-lee-ta - Music on Nabokov für Quartett, Kammermusik
2007 Nächtliche Spaziergänge - Eine Gedankendämmerung nach Motiven von Joseph Haydn für Kammerorchester/Ensemble
2003 Fear Death by Water, Oper Kammerorchester/Ensemble; Soloinstrument, Oper/Musiktheater
1996 O Moon My Pin-Up - Kantate nach den "Pisan Cantos" von Ezra Pound für Oktett, Solostimme, Vokaloktett, Kammermusik
1993 Mélange de la promenade - nach Motiven von Modest Mussorgskij für Septett und Jazzquartett, Kammerorchester/Ensemble
1992 Cantos I-IV - Suite in vier Sätzen. Originaltitel "Küß die Hand, Jazz" für Kammerorchester/Ensemble
1987 Schilflied I – III nach Gedichten von Nikolaus Lenau für Trio, Kammermusik
1990 The Use of Memory
1985 Ich, Franz Koglmann - nach Jorge Luis Borges für Kammermusik
1984 Good night - nach Seamus Heaney für Trio, Kammermusik
1984 Mixture - für Peter Kubelka, für Quartett, Kammermusik
1981 Schlaf Schlemmer, Schlaf Magritte für Kammerorchester/Ensemble, Kammermusik
1976 Opium für Quintett, Kammermusik 

„In meiner Arbeit verbindet sich die Wiener Melancholie, die man von Schubert und Alban Berg kennt, mit der internationalen Melancholie, wie sie etwa der Cool Jazz eines Chet Baker hochhielt.“ (Franz Koglmann)