GYÖRGY KURTAG

Komponist

Geboren am 19. Februar 1926 in Lugoj, Siebenbürgen, Rumänien. Ab 1940 erhielt er Klavierunterricht bei Magda Kardos und studierte Komposition bei Max Eisikovits in Timisoara. 1946 übersiedelte er nach Budapest und studierte an der Franz-Liszt-Akademie. Zu seinen Lehrern gehörten Sándor Veress und Ferenc Farkas (Komposition), Pál Kadosa (Klavier) und Leó Weiner (Kammermusik). An der Musikakademie traf er bei der Aufnahmeprüfung György Ligeti, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. Im Unterschied zu Ligeti blieb er 1956 in Ungarn und erhielt im Zuge des Ungarischen Volkaufstandes einen Reisepass. Kurtag hielt sich von 1957 bis 1958 in Paris auf, wo er bei Darius Milhaud (Komposition) und Olivier Messiaen (Analyse) studierte. Auf der Rückreise nach Budapest traf er in Köln Ligeti und Stockhausen, deren Werke „Artikulation“ (Ligety) und „Gruppen“ (Stockhausen) seine weitere Entwicklung prägen sollten. Zurück in Budapest komponierte er sein Opus 1, ein Streichquartett, als Hinweis für den eigentlichen Beginn seines Schaffens.
Von 1958 bis 1963 arbeitete Kurtág als Professor an der Béla Bartók Musikschule in Budapest. 1960 bis 1968 war er Solisten-Repetitior der National-Philharmonie Budapest. Ab 1967 war er Assistent von Pál Kadosa an der Ferenc-Liszt-Musikakademie und im folgenden Jahr wurde er zum Professor für Kammermusik ernannt. Er hatte dieses Amt bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1986 inne. Bis 1993 gab er einzelnen Schülern noch Unterricht an der Akademie.

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs arbeitete Kurtág zunehmend außerhalb Ungarns, als Composer in Residence bei den Berliner Philharmonikern (1993 bis 1994), beim Wiener Konzerthaus (1995), in den Niederlanden (1996 bis 1998), wieder in Berlin (1998 bis 1999) und in Paris auf Einladung des Ensemble Intercontemporain, der Cité de la Musique und des Festival d'Automne

Auszeichnungen (Auswahl)
2015 Frontiers of Knowledge Award
2013 Royal Philharmonic Society Gold Medal
2012 Wihuri-Sibelius-Preis
2009 Goldener Löwe, Biennale Venedig
2006 Großkreuz des Verdienstordens der Republik Ungarn
2006 Grawemeyer Award
2003 Léonie-Sonning-Musikpreis
2001 Friedrich-Hölderlin-Preis
2001 Kommandeur mit Stern des Verdienstordens der Republik Ungarn
2001 Ehrenbürger von Budapest
2000 John-Cage-Preis
1998 Ernst von Siemens Musikpreis
1998 Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst
1994 Österreichischer Staatspreis für Europäische Komponisten
1993 Prix de Composition Musicale der Foundation Prince Pierre de Monaco
1993 Antonio-Feltrinelli-Preis
1985 Officier de l‘Ordre des Arts et des Lettres

Werke (Auswahl)
2018 Oper Fin de partie (Uraufführung an der Mailänder Scala)
1994 Stele op. 33 für großes Orchester
1993-1997 Hölderlin-Gesänge op. 35 für Stimme und Instrumente
1973-1975 4 Lieder auf Gedichte von János Pilinszky für Bariton oder Bass und Kammerensemble
1970-1971/1997 4 Capriccios für Sopran und Kammerorchester
1989-1990 Doppelkonzert op. 27/2 für Klavier, Violoncello und zwei Kammerensemble
1987-1988 …quasi una fantasia… op. 27/1 für Klavier und Orchestergruppen
1985-1987 Kafka-Fragmente op. 24 für Sopran und Violine
1979 Omaggio a luigi nono für gemischten Chor
1976-1980 Messages De Feu Demoiselle R. V. TROUSSOVA (Botschaften der verblichenen R.V. Trussova) op. 17 für Sopran und Ensemble
1969 Zur Erinnerung an einen Winterabend für Sopran, Violine und Cimbalom
1963-1968 Die Sprüche des Péter Bornemisza für Sopran und Klavier
1960 8 Klavierstücke, für Violine und Cimbalom
1959 Streichquartett op. 1

Bibliografie (Auswahl)
1986 Spangemacher, Friedrich (Hrsg.): György Kurtág (Musik der Zeit, Band 5). Berlin: Boosey & Hawkes

Kurtag gilt neben Ligeti als der wichtigste zeitgenössische ungarische Komponist. Seine Musik ist geprägt von einer ähnlichen Verdichtung musikalischer Texturen wie bei Anton Webern. Anders als bei Webern ist Kurtags Musik spielerischer und gleichzeitig wiederum konzentrierter.