Im Gespräch mit Univ.-Prof. Dr. Helmut Denk, Vorsitzender der Kurie für Wissenschaft von 2003 bis 2014


Ehrenzeichen wirken heutzutage veraltet. Doch steckt in ihnen ganz offensichtlich eine symbolische Kraft. Hat sie etwas überzeitlich Suggestives?

Die Anerkennung streng begutachteter wissenschaftlicher Leistungen durch die Fachwelt gilt heute als Maß für wissenschaftliche Qualität. Einer Dekoration in Form eines Ehrenzeichens bedarf es daher nicht. Der Nutzen der wissenschaftlichen Erkenntnisse für die Gesellschaft ist aber ein weiteres Qualitätskriterium. Dadurch gewinnt die Mitgliedschaft in der Kurie auch eine symbolische Bedeutung.

Was bedeutet in einer Gesellschaft, die medial stärker geprägt ist als künstlerisch und wissenschaftlich, die Auszeichnung, Mitglied einer Kurie des Bundespräsidenten zu sein?

Wissenschaft und Forschung sind ebenso wie die Kunst ein Katalysator der geistigen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung der Gesellschaft. Sie bedürfen der Akzeptanz und besonderer Förderung. Durch den Verleihungsmodus werden in einer Zeit, die durch die Medien, durch das allgemein Sichtbare, Hörbare und Lesbare geprägt ist, nicht nur Einzelpersonen gewürdigt, sondern Wissenschaft und Forschung generell.

Welche Aufgaben haben Ihrer Meinung nach die Kurienmitglieder? Auf Wunsch des Bundespräsidenten Berater zu sein? Oder sollten sie auch öffentlich ihre Stimme erheben? 

Durch die Verbindung eines Ehrenzeichens mit der Aufnahme in die jeweilige Kurie wird vom Träger und der Trägerin weiterer Einsatz für die Allgemeinheit im Sinne von Beratung politischer und wirtschaftlicher Entscheidungsträger erwartet. Dazu kommen eventuelle Stellungnahmen zu aktuellen wissenschaftlichen Fragen an der Schnittstelle zur Gesellschaft. Dies gilt auch für Zukunftsaspekte. Das Ehrenzeichen bedeutet somit nicht nur Ehre und Dekoration, sondern auch Verpflichtung.

Das Gespräch führte Gerfried Sperl.