Geboren am 8. März 1945 in Donaueschingen. Anselm Kiefer beginnt 1965 ein Jura- und Romanistikstudium und studiert 1966-1968 Malerei bei Peter Dreher in Freiburg und bei Horst Antes an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe. 1969 Abschluss des Studiums mit der fotografischen Dokumentation der Performance „Besetzungen“, die Arbeit rief einen Skandal hervor. Kiefer führte in der Wehrmachtsuniform seines Vaters in mehreren Ländern parodierend den Hitlergruß aus. 1970 erste Einzelausstellung in der Galerie am Kaiserplatz in Karlsruhe. Seine Ausbildung führt er 1969 bis 1972 in der Beuys-Klasse an der Düsseldorfer Kunstakademie fort. 1969 publiziert er seine ersten von vielen Künstlerbüchern. 1971 Umzug nach Hornbach im Odenwald. Teilnahme an der Aktion von Joseph Beuys „Überwindet endlich die Parteiendiktatur -Rettet den Wald“. 1975 publizierte das Avantgarde Magazin „Interfunktionen“ eine Auswahl von 18 Fotografien aus den „Besetzungen“, es kommt erneut zu einem Skandal. 1976 dreimonatiger Aufenthalt in der Deutschen Akademie Villa Massimo in Rom. Gegen Ende der 1970er Jahre wird der Einsatz von Blei als Material zunehmend zum Markenzeichen von Kiefer und zum Bildträger. Kiefers Werk beschäftigt sich aber nicht nur mit germanischen Heldensagen und der deutschen Geschichte, er interessiert sich auch für Themen wie Alchemie, Mythen und Erklärungen der Weltschöpfung. Ab 1981 bezieht er ein ehemaliges Fabriksgebäude in Buchen (Odenwald). 1988 übernimmt er im Nachbarort Höpfingen das Areal einer ehemaligen Ziegelei, wo er den Kunstpark „Zweistromland“ plant. 1992 scheiterte die Idee aus wirtschaftlichen Gründen. 1991 verlässt Kiefer den Odenwald und unterbricht seine Karriere als Maler für drei Jahre um sich dem Reisen, Fotografieren und Schreiben zu widmen. Danach richtet er sich in Südfrankreich sein Atelier ein. 2007 Übersiedelung nach Paris, wo er sich ein großes Atelier in den Lagerhallen eines ehemaligen Kaufhauses im Vorort Croissy-Beaubourg einrichtet.
Zahlreiche Auszeichnungen und Ehrenmitgliedschaften, unter anderem 1990 Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Letters, 1996 Ehrenmitglied der Royal Academy of Arts und 2004 Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Sciences. Seit 2010 lehrt er am Collège de France in Paris, 2017 Ehrendoktorwürde der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
Auszeichnungen (Auswahl)
2017 J. Paul Getty Medal
2011 Leo-Baeck-Medaille
2011 Commandeur de l’Ordre des Arts et Lettres
2008 Friedenspreis des deutschen Buchhandels
2005 Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland
2005 Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst
1999 Praemium Imperiale
1990 Wolf-Preis
1990 Goslarer Kaiserring
1986 Carnegie Preis
Einzelausstellungen (Auswahl)
2019 Books and Woodcuts. Jan Michalski Foundation, Montricher
2018 Provocations: Anselm Kiefer at the Met Breuer. New York
2017 Anselm Kiefer for Velimir Khlebnikov. Fates of Nations. Hermitage Museum, St Petersburg
2015/16 Retrospektive. Albertina, Wien; Centre Georges Pompidou, Paris; Bibliothèque Nationale, Paris; Museum der bildenden Künste, Leipzig
2015 Anselm Kiefer. Im Gewitter der Rosen. Galerie Thaddaeus Ropac, Salzburg
2014 Retrospektive. Royal Academy of Arts, London
2011 Des Meeres und der Liebe Wellen. White Cube, London
2010 Anselm Kiefer. Louisiana Museum of Modern Art, Humlebaek
2009 Artist Rooms on tour with the Art Fund. Tate Modern, London
2008 Anselm Kiefer. Gagosian Gallery, Beverly Hills
2007 Anselm Kiefer. Guggenheim Museum, Bilbao
2007 Sternenfall/Chute d’étoiles. Monumenta, Grand Palais, Paris
2007 Anselm Kiefer au Louvre. Musée du Louvre, Paris
2005 Anselm Kiefer. Part I and II: Für Chlebnikov. White Cube, Hoxton Square, London
2005 Anselm Kiefer. Heaven and Earth. Modern Art Museum of Fort Worth, Texas; Musée d’art contemporain de Montréal, Canada; The Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Washington DC; San Francisco Museum of Modern Art, San Francisco, USA
2001 Anselm Kiefer - Die sieben Himmelspaläste 1973-2001. Fondation Beyeler, Basel
2000 Recente Werken 1996-1999. Stedelijk Museum voor Actuele Kunst, Ghent
1998 Works on Paper 1969-1993. The Metropolitan Museum of Art, New York
1997 Himmel-Erde. Museo Correr, Venedig, 47. Biennale Venedig
1993 Melancholia. Sezon Museum of Art, Tokyo; Kyoto National Museum of Art; Hiroshima Museum of Contemporary Art
1991 Bücher 1969–1990. Kunstverein München; Kunsthaus Zürich
1990 Über Räume und Völker. Städtische Galerie im Städel, Frankfurt am Main
1987 Anselm Kiefer. The Art Institute, Chicago; Philadelphia Museum of Art; Museum of Contemporary Art, Los Angeles; Museum of Modern Art, New York
1986 Bilder/Schilderijen 1986–1980. Stedelijk Museum, Amsterdam
1984 Anselm Kiefer. Städtische Kunsthalle, Düsseldorf; Musée de art moderne de la Ville de Paris; Israel Museum, Jerusalem
1981 Anselm Kiefer. Galerie Marian Goodmann, New York
1981 Bilder und Bücher. Museum Folkwang, Essen
1980 Biennale Venedig (Deutscher Pavillon mit Georg Baselitz)
1978 Bilder und Bücher. Kunsthalle Bern
1977 Retrospektive. Bonner Kunstverein
1977 documenta 6, Kassel
1974 Heliogabal. Galerie Venster, Rotterdam
1973 Notung. Galerie Michael Werner, Köln
1970 Bilder und Bücher. Galerie am Kaiserplatz, Karlsruhe
Gruppenausstellungen (Auswahl)
2019 Baselitz-Richter-Polke-Kiefer. Staatsgalerie Stuttgart; Deichtorhallen Hamburg
2016 Dream States: Contemporary Photography and Videos. Metropolitan Museum of Art, New York
2016 Superflat Collection: From Shohaku and Rasanjin to Anselm Kiefer. Yokohama Museum of Art
2014 Kunst-Geschichten. Museum der Moderne Salzburg, Rupertinum
2013 Baselitz-Richter-Kiefer. Albertina, Wien
2011 Gerhard Richter bis bis Kiki Smith. Albertina, Wien
2009 Anselm Kiefer, Antony Gormley, Antony Caro. Jesus College, Cambridge
2008 Blood on Paper - the Art of the Book. Victoria & Albert Museum, London
1990 Life-Size. A Sense of the Real in Recent Art. The Israel Museum
1982 Zeitgeist. Martin-Gropius-Bau, Berlin; Neuer Berliner Kunstverein
1973 14 mal 14 Junge deutsche Künstler. Kunsthalle Baden-Baden
1972/1982/87 documenta 5, 7, 8, Kassel
Filmografie
2019 Armbruster, Claudio (Regie): Dialoge in Südfrankreich - Ferdinand von Schirach trifft Anselm Kiefer. Dokumentation
2010 Fiennes, Sophie (Fiennes): Over Your Cities Grass Will Grow. Dokumentation. (Sondervorführung bei den Filmfestspielen von Cannes)
Bibliografie (Auswahl)
2015 Arasse, Daniel: Anselm Kiefer - Die große Monographie. München: Schirmer/Mosel
2013 Biro, Matthew: Anselm Kiefer. London: Phaidon
2013 Cohn, Danièle (Hrsg.): Anselm Kiefer Ateliers. München: Schirmer/Mosel
2007 Lauterwein, Andrea: Anselm Kiefer/Paul Celan. Myth, Mourning and Memory. London: Thames & Hudson
In der Begründung für die Verleihung des Praemium Imperiale der Japan Art Association heißt es 1999 unter anderem: „Kiefer arbeitet mit der Überzeugung, dass Kunst einer traumatisierten Nation und einer verwirrten, geteilten Welt Heilung bringen könne. Auf riesigen Leinwänden erschuf er epische Bilder, die Tradition der Historienmalerei fortführend, welche die Geschichte der deutschen Kultur mit Hilfe von Figuren wie Richard Wagner oder Wolfgang Goethe, als Mittel darstellte, um sich so an die Welt zu wenden. Wenige zeitgenössische Künstler haben solch ein tiefes Gespür für die Auseinandersetzung der Kunst mit der Vergangenheit und der Moral und Ethik der Gegenwart oder drücken so tief die Möglichkeit der Erlösung durch menschliches Streben aus.“