Geboren am 10. Juni 1936 in Innsbruck. Studium der Architektur von 1955 bis 1960 an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Lois Welzenbacher und Roland Rainer. Anschließend Postgraduate Studium an der Harvard Graduate School of Design. Erste Praxisjahre in New York in den Architekturbüros Paul Lester Wiener und Wallace Harrison, arbeitete an Urban Design Projekten für Lower Manhattan. Danach für zehn Jahre als UNO und UNESCO Regierungsberater für Raumplanung und Conservation of Cultural Heritage in Nepal tätig.
Ab 1978 Professor für Planungsgrundlagen und Gebäudeforschung an der Akademie der bildenden Künste Wien. 1988 bis 2001 leitete er als Rektor die Geschicke des Hauses. 2003 Aufenthalt am Getty Institut in Los Angeles als Forschungsstipendiat. Bis zur Emeritierung an der Akademie 2004 Professor der Entwurfsklasse „Habitat, Environment & Conservation“. Diese führt er seitdem als Studio weiter.
Auszeichnungen (Auswahl)
2010 Preis der Stadt Wien für Architektur
2008 Goldenes Ehrenzeichen für die Verdienste um das Land Wien
2006 Ehrensenator der Akademie der bildenden Künste Wien
2005 Honorarprofessor der TU Wien
1999 Ehrenmitglied der „Sociedad de Architectura Villa Clara Cuba“
1998 Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst
Bauten (Auswahl)
2000 — 2019 Sri Lanka
Errichtung einiger Prototypen von einst autochthonen Stützenbauten und Errichtung des Prototyps einer Grundschule nach der Zerstörung vieler Schulbauten nach dem Tsunami.
1983 – 2005 Wien
Revitalisierungen historischer Bauten:
Umbau des Semper Depots für die K&K Theater zum Atelierhaus der Akademie der bildenden Künste Wien.
Umbau des barocken Piaristenkonvents zum Kunsthaus Horn für die Studierenden der Akademie.
1965-1974 Nepal
Verschiedene Demonstrationsbauten, die eine Weiterentwicklung der autochthonen Architektur des Landes zur Aufgabe stellen, wie:
CEDA Building im Auftrag von Ford Foundation als Zentrum für Entwicklungsplanung
TARAGAON - Hostel Village, nahe der Stupa von Boudha
UNHCR - Siedlung für tibetische Flüchtlinge
Bibliografie (Auswahl)
2004 Pruscha, Carl: Himalayan Vernacular. Wien: Verlag Schlebruegge
1975 Pruscha, Carl (Hrsg.): Kathmandu Valley. The preservation of physical environment and cultural heritage. A protective inventory. Wien: Schroll-Verlag
1967 The Physical Development Plan for the Kathmandu Valley (für die Nepalesische Regierung)
Carl Pruscha ist ein forschender Architekt. Seine wenigen Bauten jenseits des Wohnbaus zeigen einen Baumeister, der Gestalt und Material eines Bauwerks aus den genau recherchierten Bedingungen und Entwicklungen eines Standorts interpretiert. Seinen Studenten brachte er auf vielen Demonstrationsreisen die „anonyme Architektur“ nahe. Seine zweite große Leistung ist die eines Anregers und Reformers. Dies zeigt die Bilanz seiner Rektorentätigkeit an der Akademie der bildenden Künste in Wien und die Tatsache, dass Pruscha bei Kunst- und Architektur-Wettbewerben ein sehr gefragtes Jurymitglied ist. Pruschas architekturtheoretisches Anliegen ist ein „architektonisches Vokabular, welches die technologischen und sozialen Errungenschaften der Gegenwart zum Einsatz bringt, ohne die traditionelle Identität gänzlich zu verlieren.“ Die „neokolonialistischen Architekturabenteuer“ hätten diese Identität massiv gefährdet, die „Invasion [...] der multinationalen [...] Ökonomie [...] hat den einzelnen Kulturen keine Gelegenheit gelassen, sich nach eigenem Schrittmaß zu entwickeln.“ Daraus folgen Theorie und Praxis eines „kritischen Regionalismus“.