PATTI SMITH

Singer/Songwriterin/Fotografin/Autorin

Geboren am 30. Dezember 1946 als Patricia Lee („Patti“) Smith in Chicago. Sie verließ die Schule ohne Abschluss, kam auf ein Lehrer-College (Ausbildung zur Kunstlehrerin), dass sie vorzeitig verlassen musste. Smith hatte während und nach ihrer Ausbildung verschiedene Jobs, u.a. in einer Spielzeugfabrik. Die schlechten Erfahrungen dieser Zeit verarbeitete sie später zum Gedicht "Piss Factory", das 1974 für die B-Seite ihrer ersten Single verwendet wurde. In ihrer schriftstellerischen Tätigkeit wurde Smith von Jean-Arthur Rimbaud, aber auch von Charles Baudelaire beeinflusst. Weitere Anregungen erhielt sie u.a. bei William Blake, Lewis Carroll und William Butler Yeats. 1966 begann Smith zu zeichnen und zu malen, ihr Interesse galt auch der Bildhauerei, vor allem Constantin Brancusi. Die frustrierenden Erfahrungen in der Provinz und das Interesse an der bildenden Kunst führten sie 1967 nach New York, wo sie ein Kunststudium begann.

1968 lernte Smith in New York den gleichaltrigen Robert Mapplethorpe kennen. Eine Zeitlang lebten Smith und Mapplethorpe im New Yorker Chelsea-Hotel, einer Kult-Stätte der progressiven Rock- und Pop-Kultur. 1970/71 widmete sich Smith verstärkt dem Schreiben. Sie arbeitete auch als Musik-Kritikerin für die Zeitschriften Rock, Rolling Stone, Crawdaddy und Creem. In dieser Zeit erschien Smiths erster Gedichtband „Seventh Heaven“, dem u.a. „Witt“ (1973) und „Babel“ (1978) folgten. Einen entscheidenden Schritt auf dem Weg zum Rockstar machte Smith, indem sie ihre Gedichte öffentlich vorzutragen begann. 1971 ließ sie sich erstmals auf einer Gitarre begleiten, gespielt von Lenny Kaye. Im Frühjahr 1974 kam der Pianist und Keyborder Richard Arthur Sohl hinzu. Ende 1974 wurde das Trio durch den Prager Bassisten Ivan Kral verstärkt, im Frühjahr 1975 kam der Schlagzeuger Jay Dee Daugherty hinzu, womit die Patti Smith Group komplett war. Einer der ersten, der die neu formierte Patti Smith Group sah, war Bob Dylan. Ende 1975 erschien bei dem neu gegründeten Label Arista die erste LP „Horses“. Die Kritik feierte das Album überschwänglich und auch später galt „Horses“ als eines der besten Debüt-Alben in der Geschichte der Rockmusik. 1976 erschien die zweite LP mit dem Titel "Radio Ethiopia". Während der "Ethiopia"-Tournee 1977 brach sich Smith zwei Nackenwirbel an und musste längere Zeit aussetzen. Die Zeit ihrer Genesung nutzte sie dazu, ihren bisher größten Gedichtband fertigzustellen, der 1978 unter dem Titel "Babel" veröffentlicht wurde. Im Oktober desselben Jahres gab es eine erste große Ausstellung mit Smith-Bildern in der Galerie Veith Turske in Köln. Das nächste Album, „Easter“, erschien ebenfalls 1978. Die daraus ausgekoppelte Single „Because The Night“ entstand aus einer Zusammenarbeit mit Bruce Springsteen und sollte ihr größter kommerzieller Erfolg werden. Neben „Babel“ und „Easter“ gab es 1978 noch ein drittes Smith-Ereignis: Eine zweite, große Ausstellung in New York mit Pattis Smith Zeichnungen, in der auch Fotoarbeiten von Robert Mapplethorpe gezeigt wurden. 1980 heiratete Patti Smith den Gitarristen Fred „Sonic“ Smith. Das vierte Album der Patti Smith Group, „Wave“, erschien 1979. Im selben Jahr gab es eine - vorerst - letzte Smith-Tournee mit einem Abschlusskonzert in Florenz. Danach zog sich Smith aus künstlerischen und familiären Gründen aus der Öffentlichkeit zurück. In dieser Zeit arbeitete sie an ihrem fünften Album "Dream Of Life", das 1988 veröffentlicht wurde.

Robert Mapplethorpe war der erste Weggefährte von Smith, der starb. 1994 starb ihr Mann Fred Smith und einige Wochen später ihr Bruder Todd. Gemeinsam mit Fred Smith war Patti Smith gerade dabei, ein neues Album vorzubereiten - ein Titel zumindest war schon fertig (Gone Again). Er wurde 1996 der erste und titelgebende Song der insgesamt sechsten regulären Smith-LP. Im Dezember 1995 schloss sich Patti Smith kurz der Never-Ending-Tour von Bob Dylan an. Weitere US-Konzerte der reduzierten Patti Smith Group folgten im März 1996 und im Sommer 1996 fand parallel zur Veröffentlichung von "Gone Again" die erste Europa-Tournee seit 17 Jahren statt. 1997 musste Smith den Tod ihrer Idole Allen Ginsberg und William S. Burroughs verarbeiten. Die noch immer frischen Wunden über den Tod so vieler geliebter Menschen in den letzten Jahren sorgten dafür, dass auch das 1997 veröffentlichte Album "Peace And Noise" einen düsteren Ton verbreitet.  

Während in der langen Schaffenspause ab Anfang der 1980er Jahre gerade ein Album veröffentlicht wurde, widmete Smith sich seit 1996 neben ihrem Engagement auf der internationalen Kunstbühne wieder mehr der Musik. Im Jahr 2000 erschien ihr Album "Gung Ho". 2002 gingen sie und ihr Label Arista nach 27 Jahren getrennte Wege. Arista brachte zum Abschluss den Sampler "Land (1975-2002)" heraus. Beim Label Columbia erschien 2004 ihr nächstes Album "Trampin“. 2007 Aufnahme des Albums "Twelve", das aus zwölf Cover-Versionen von Songs der letzten 40 Jahre besteht. Mit „Just Kids“ erschien 2010 ein autobiographisches Buch, das sich mit ihrer Zeit in den 1970er Jahren, speziell mit Robert Mapplethorpe, beschäftigt. 2010 wurde sie mit der Ehrendoktorwürde des Pratt Institute geehrt. Mit einem neuen Album trat Smith Mitte 2012 wieder an die Öffentlichkeit - „Banga“ widmete sie den Verstorbenen. Mit „M Train“ folgte ein weiteres Buch, das als Fortsetzung von „Just Kids“ gilt.

Enorme internationale Aufmerksamkeit erhielt die Ikone, als sie im Dezember 2016 anstelle des abwesenden Bob Dylan, dem der Nobelpreis für Literatur verliehen wurde, in Stockholm seinen Song „A Hard Rain's A-Gonna Fall“ vortrug.

Auszeichnungen (Auswahl)
2019 Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst
2013 Hepburn Medal
2011 Polar Music Prize
2010 National Book Award
2007 Aufnahme in die Rock’n Roll Hall of Fame
2005 Commandeur de l'Ordre des Arts et des Lettres
1997, 2000, 2015, 2016 Grammy Nominierungen

Werke (Auswahl)
2019 Year of the Monkey
2016 M Train
2015 Collected Lyrics, 1970-2015
2010 Just Kids
2011 Woolgathering
2005 Auguries of Innocence
1999 Complete: Lyrics, Reflections and Notes for the Future
1996 Coral Sea
1994 Early Work, 1970-1979
1978 Babel
1973 Witt
1972 Seventh Heaven

Diskografie (Auswahl)
2012 Banga
2007 Twelve
2004 Trampin
2002 Land (1975-2002)
2000 Gung Ho
1997 Peace and Noise
1996 Gone Again
1988 Dream of Life
1979 Wave
1978 Easter
1976 Radio Ethiopia
1975 Horses

Filmografie (Auswahl)
2010 Godard, Jean-Luc (Regie): Film socialisme. Spielfilm
2008 Sebring, Steven (Regie): Patti Smith – Dream Of Life. Dokumentation

Bibliografie (Auswahl)
2018 Kuckuk, Henning E.: Patti Smiths kosmopolitische Stimme. Performances – Netzwerke – Autobiografie. Bielefeld: transcript Verlag
2008 Bockris, Victor: Patti Smith. Frankfurt: Krüger
2007 Stefanko, Franko: Patti Smith American Artist. Fotografien von Frank Stefanko, Vorwort von Patti Smith. Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag

www.pattismith.net