Geboren am 22. Juli 1924 in Wien. 1942-1948 Studium der Chemie an der Universität Wien. 1948 Promotion zum Dr. phil. 1948-1958 Univ.-Assistent am Institut für Organische Chemie der Universität Wien. 1949-1950 Postgraduelle Studien und wissenschaftliches Arbeit an der Universität Cambridge, England, 1950-1951 am Carlsberg Laboratorium in Kopenhagen, Dänemark, 1955 am Medizinischen Nobelinstitut in Stockholm, Schweden. Seit 1956 Univ.-Dozent an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien. 1958-1963 ao. Professor für Biochemie an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. 1958-1987 Vorstand des Instituts für Biochemie der Universität Wien. 1960 Gastprofessur an der Yale University, New Haven, USA. 1963-1994 o. Professor für Biochemie an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. 1970-1972 Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. 1974-1982 Präsident des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung. 1983-1985 Rektor der Universität Wien und Vorsitzender der österreichischen Rektorenkonferenz. 1983-1987 Generalsekretär der Europäischen Molekularbiologie-Konferenz. 1985-1987 Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. 1987-1989 Bundesminister für Wissenschaft und Forschung. Seit 2005 Stellvertretender Vorsitzender der Gentechnikkommission. 2003-2008 Vorsitzender des Universitätsrates der Universität für Bodenkultur Wien.
Wissenschaftliche Arbeiten
Hans Tuppy begann seine wissenschaftliche Laufbahn mit einer bei Ernst Späth durchgeführten alkaloidchemischen Dissertation. Er ermittelte 1949-1950 gemeinsam mit Fred Sanger in Cambridge die Aminosäuresequenz in der B-Kette des Insulins und trug dadurch zur Strukturaufklärung dieses Hormons, für die Sanger den Nobelpreis erhielt, bei. In seinen weiteren Forschungsarbeiten beschäftigte sich Tuppy vor allem mit der Zusammensetzung und Funktion von Eiweißstoffen und Peptiden, mit den Organellen der Zellatmung und mit Antigenen der Zelloberfläche, welche die Blutgruppenzugehörigkeit und die Infektion durch Influenzaviren bestimmen. In Zusammenarbeit mit Heribert Michl klärte Tuppy die Aminosäuresequenz des Oxytocins auf; darauf folgten Untersuchungen über das Enzym Oxytocinase und andere Aminopeptidasen. Zusammen mit Gerhard Bodo und Günther Kreil bearbeitete er die Primärstruktur und Artspezifität des Elektronenüberträgers Cytochrom c. Ein weiteres wichtiges Forschungsgebiet war die Biochemie der Mitochondrien; gemeinsam mit Gottfried Schatz und Ellen Haslbrunner gelang Tuppy der Nachweis von DNA in diesen Zellorganellen. Die enzymatische Umwandlung von Blutgruppensubstanzen des ABO-Systems war ein Resultat gemeinsamer Arbeit mit Helmut Schenkel-Brunner. Die Entdeckung einer Gruppe von Neuraminsäurederivaten mit antiviraler Wirksamkeit erfolgte in Zusammenarbeit mit Peter Meindl.
Bildungs- und hochschulpolitisches Engagement
1945 war Tuppy Mitglied der ersten Gremien, welche die Studenten an der Universität Wien vertraten und zu Wegbereitern der Österreichischen Hochschülerschaft wurden; er war Mitbegründer der christlich-demokratischen „Freien Österreichischen Studentenschaft“ (FÖSt), in der er lange als hochschulpolitischer Referent fungierte. Im kirchlichen Wirkungskreis war Tuppy einer der Gründungsväter der Katholischen Hochschuljugend Österreichs und langjähriger Mitarbeiter und Präsident der Katholischen Bildungswerke Österreichs. In der von Bundeskanzler Dr. Klaus 1965 ins Leben gerufenen „Aktion 20“ nahm Tuppy den Bildungsbereich wahr („Fortschritt durch Bildung“). Als Mitarbeiter von Unterrichtsminister Dr. Piffl-Percevic engagierte er sich insbesondere für die Hochschulreform- und die Forschungsförderungspolitik. Von 1974 bis 1982 wirkte er als Präsident des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF). Von 1987 bis 1989 war Tuppy in der Koalitionsregierung Vranitzky/Mock Minister für Wissenschaft und Forschung.